Vereinschronik

Im Sommer 1905 zeigte sich unter den jungen Leuten hier das Bestreben, einen Turnverein zu gründen. Zu diesem Zweck wurde am Sonntag, 1. Oktober 1905 bei Herrn Heinrich Oehlschläger eine gut besuchte Versammlung abgehalten, wo nach einer lebhaften Debatte die Gründung eines Turnvereins endgültig beschlossen wurde. Zum sofortigen Beitritt erklärten sich 16 Männer bereit. Der Monatsbeitrag wurde vorläufig auf 0,40 Mark festgesetzt.

Im November waren die Vereinsstatuten verfasst und konnten dem Druck übergeben werden. Der Verein erwirtschaftete bei einer Weihnachtsfeier 60 Mark, wofür ein eisernes Reck beschafft wurde. Die Gemeinde stellte schließlich einen Platz an der Straße nach Unterhaugstett zur Verfügung und so war der Grundstock für eine Entwicklung gelegt, die sich im Auf und Ab der Zeitgeschichte bis zum heutigen Tag fortsetzte.

Bald schon erkannte man, dass ein Reck allein nicht ausreichte, um sich für Vergleichskämpfe zu qualifizieren. Hanteln und Matten wurden ebenfalls angeschafft. Die Geräte brauchten Schutz, also bauten die Turner eine Hütte für 86 Mark drum herum. Weihnachtsfeiern mit humoristischen Aufführungen und ab 1909 mit richtigen Theaterstücken sorgten für die nötigen Einkünfte. Der 14. Juli 1912 war ein Höhepunkt im ersten Abschnitt des Vereinslebens. Die Gauturnfahrt wurde in Möttlingen durchgeführt. Im Januar 1914 zählte der Verein 28 passive und 10 aktive Mitglieder, dazu 6 Zöglinge.

Der Krieg 1914 – 1918 bedeutete für den Verein einen tiefen Einschnitt. 12 Mitglieder kehrten nicht zurück. An sie erinnert eine Ehrentafel, die der Verein während der Inflationszeit fertigen ließ. Bezahlt wurden damals rund 16.000 Mark. Diese Tafel wurde im damaligen Vereinslokal „Krone“ aufgehängt.

Als der Verein 1920 seine Arbeit wieder aufnahm, herrschten wirtschaftliche Not und allgemeine Unsicherheit. In unermüdlichem Einsatz wurde ein Sportplatz planiert und 1921 eingeweiht. Erstmals berichtet das Vereinsprotokoll von einem Fußballspiel. Die Inflation lähmte fast alles. Vereinsbeiträge beschloss man vierteljährlich entsprechend dem neuen Stand der Mark festzusetzen. Am Ende des Jahres 1923 vermerkt das Protokoll: „In der Kasse hatte sich stets eine größere Menge Papiergeld angesammelt, die nach heutigem Stand der Mark fast keinen Wert hat“. „Heutiger Stand“ bedeutete: 1Billion Papiermark waren noch 1 Rentenmark wert.

Immer deutlicher wurde eine Turnhalle vermisst. Die Scheune von Wilhelm Bohnenberger, dem damaligen Vorstand, war ein wenig einladender Ersatz. Zwar stellte man die Geräte dort in der Hoffnung auf, die Turner würden auch in den Wintermonaten regen Gebrauch davon machen, doch die schienen wenig Freude daran zu haben. Für Fehlstunden wurden Strafen angedroht; für einmaliges Fehlen sollten 3 Mark in die Vereinskasse fließen. Der Kassenbestand blieb aber mager.

1925 klingelten wieder Gewinne aus Festen und Feiern in der Vereinskasse. Um Geld für einen Turnhallenbau zu beschaffen, waren die Vereinsmitglieder um originelle Einfälle nicht verlegen. So wurde am Ortsausgang nach Weil der Stadt eine „Ehrenpforte“ aufgestellt, durch die Touristen und Ausflügler von wortgewandten Mitgliedern hindurchgelotst wurden. Eine Tafel mit der Inschrift „8tung! Freunde und Gönner der edlen Turnerei! Der Turnverein Möttlingen bittet um Gaben zur Errichtung einer Aufbewahrungshalle der Geräte. Zum Voraus besten Dank!“ Der im August 1925 beim Gauturnfest in Altburg errungene 1. Preis der B-Klasse machte dem Verein Mut, sich auch beim Bau einer Halle zu bewähren. Gerne hätte der Verein seine Halle auf dem Köpfle erstellt, doch die Bedingungen der Gemeinde Weil der Stadt waren unannehmbar. So nahm man mit einem Platz der Gemeinde Möttlingen hinter dem Sportplatz vorlieb. In Eigenarbeit wurde der Holzbau für ca. 1500 Mark errichtet und verbunden mit dem Gauturnfest am 18. Juli 1926 eingeweiht.

Im Jahre 1930 wäre das 25jährige Jubiläum fällig gewesen, doch angesichts der Wirtschaftskrise wollte man damit noch warten. Die Arbeitslosigkeit trieb ihrem Höhepunkt zu und wieder schrumpfte der Kassenbestand. Die Zusammenarbeit mit den Schützen und die Gründung einer Handballmannschaft wurden beschlossen. Von nun an war es 16 Jahre still um den Verein. Ein weiterer Weltkrieg forderte seine Opfer. Die Nachkriegszeit mit Besatzung, Flüchtlingsströmen, Not und Verzweiflung nahm zunächst alle Kräfte in Anspruch.

Am 13. Juli 1949 aber war es soweit: Als Bürgermeister Harry Schulz alle Sportfreunde ins Rathaus einlud, die Statuten zur Neugründung des Vereins vorlegte, da erklärten nicht weniger als 28 Mann ihren sofortigen Beitritt. Der Verein war als Turn- und Sportverein zu neuem Leben erwacht.

Wieder begann eine mühsame Aufbauphase. Feste und Feiern trugen zur Finanzierung  des Vereinslebens und zur Pflege der Kameradschaft bei. Das Turnen stand im Mittelpunkt. Kontakte zu anderen Vereinen wurden neu geknüpft und auch die Theatertradition wieder aufgenommen.

1951 wurde der Verein durch eine Damenriege unter der Leitung von Isolde Brenner bereichert. Die Gemeinde überließ dem Verein die Halle im Pachtvertrag. Sie sollte auch von der Schule genutzt werden. 1952 erhielt die Halle elektrisches Licht.

1953 ging es an die Renovierung der Halle. Wieder legten die Mitglieder selbst Hand an. Erich Lörcher hatte sich für 1955 den Aufbau einer Leichtathletiksparte vorgenommen.

1960 wurde dem Verein auch die Schützengruppe angegliedert. 1962 lehnte der Württembergische Fußballverband den Antrag zu einer erstmaligen Spielerlaubnis ab. Der Grund: Miserable Platzverhältnisse. So nahm vorübergehend der Schießsport an Gewicht zu. Das Schützenhaus wurde zum Vereinstreff. 1966 ging ein Traum in Erfüllung. Die lange ersehnte Halle wurde eingeweiht. Endlich fand man genügend Platz, um in staubfreier Luft zu turnen. Eine Bühne lud zum Theaterspielen ein und die Halle bot Raum für die großen Feste. Im Verein regte sich neues Leben. Im Untergeschoss der Halle fanden 10 Luftgewährstände ihren Platz, eine Damenabteilung wurde gegründet und das Protokoll lobte 1967 den regen Turnstundenbesuch durch 25 – 30 Jugendliche beim Leiter Gustav Gäckle.

Junge Leichtathleten des Vereins glänzten bei Waldlauf- und Mehrkampfmeisterschaften auf Kreis- und Bezirksebene mit Erfolgen. Selbst bei Württembergischen Waldlaufmeisterschaften war der TSV Möttlingen vertreten. Namen wie Walter Rieth, Annetrude Etzel, Klaus Lörcher, Gerhard und Gertrud Brenner ragten in den Jahren 1968 und 1969 besonders heraus. Als 1970 Rudi Seidel zum Spartenleiter für Tischtennis gewählt wurde, erwuchs dem Verein aus dem spielerischen Zeitvertreib eine neue Verpflichtung. Von 1973 an sorgte der vereinseigene VW-Bus dafür, dass die Mannschaften pünktlich bei auswärtigen Turnieren antreten konnten.

Die Schützen trennten sich 1973 vom TSV und gründeten einen eigenen Verein. Der TSV wurde gleichzeitig durch eine neue Fußballabteilung bereichert. 1977 erlebte der Verein – bei der Einweihung des Sportplatzes – wieder einen großen Tag. Der Platz ist 54 x 90 m groß und hatte eine Aschenbahn mit 4 Laufbahnen, einer Kugelstoß-, Hochsprung- und Weitsprunganlage.

Ein weiterer großer Meilenstein im Vereinsleben des TSV war die Einweihung des neuen Vereinsheims im Juli 1988. Schwerstarbeit wurde von den Vereinsmitgliedern geleistet, bis dieses sehenswerte Gebäude stand. Im Rahmen der Einweihung fand eine Sportwoche mit attraktiven sportlichen Darbietungen statt.